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Sportentwicklung  

„Allein der Gedanke dabei zu sein, war schon aufregend und einmalig“

Anke Höhn-Fiedler erinnert sich an das allererste Bundesfinale der mini-Meisterschaften vor 40 Jahren/Noch drei Monate bis zum diesjährigen Event

Anke Höhn-Fiedler mit rotem Pullover und schwarzer Leggings beim Einlauf in die Halle. Fotos: privat

Noch laufen die Kreis- und Bezirksentscheide bei den mini-Meisterschaften, aber das Bundesfinale der mini-Meisterschaften von 7. bis 9. Juni in Beratzhausen wirft bereits seinen Schatten voraus. Wir haben Anke Höhn-Fiedler ausfindig gemacht, die 1984 beim ersten Bundesentscheid als bayerisches Mädchen dabei war und sich noch gut daran erinnern kann.

Haben Sie noch Erinnerungen an das Bundesfinale 1984 in Uslar bei Göttingen (Niedersachsen)? Wenn ja, welche?
Ja, obwohl es mittlerweile 40 Jahre her ist, erinnere ich mich noch an dieses besondere Wochenende. Meine Familie und ich waren in Uslar bei einer Gastfamilie untergebracht und rund um das Bundesfinale gab es ein interessantes Rahmenprogramm. Das Turnier war gut organisiert und es war ziemlich aufregend, wenn man in einem Bundesfinale steht. Ich habe tatsächlich vieles von diesem Bundesfinale als Erinnerung aufgehoben - den Spielplan, Fotos, Berichte, Urkunden und sogar das Original-Trikot, mit dem ich angetreten bin, existiert noch.

Sie wurden Dritte in der Zwischenrunde und am Ende Sechste nach der Niederlage gegen Daniela Sievert (Niedersachsen). Können Sie sich an das Spiel um Platz fünf, das über zwei Gewinnsätze ging, noch erinnern?
Tatsächlich nein, nur der Name der Gegnerin ist mir noch in Erinnerung.

In welcher Altersklasse waren Sie am Start und entsprach Platz sechs Ihren Erwartungen? Gab es damals schon unterschiedliche Altersklassen?
Ich glaube nein, ich bin der Meinung, es gab nur eine einzige Gruppierung, in der alle Kinder Jahrgang 1972 und jünger starteten. Ich war elf Jahre alt und demnach, falls es sie doch gab, in der entsprechenden Altersklasse am Start. Ich bin mit keinen großen Erwartungen nach Uslar gereist, sondern allein der Gedanke dabei zu sein, war schon aufregend und einmalig. Platz sechs als Endergebnis war dann auch nicht so schlecht.

Wie haben Sie das Drumherum wahrgenommen?
Wie schon gesagt, das Rahmenprogramm war wirklich sehr abwechslungsreich und gut organisiert. Es gab einen Empfang, Grillabend, Ausflüge und ich erinnere mich, dass irgendwann sogar ein Hugenottentanz in einem großen Saal aufgeführt wurde. Untergebracht wir wie gesagt in einer Privatunterkunft, die Familie war sehr nett und gastfreundlich.

Günter Hupfer aus Altdorf war der Junge aus Bayern, der sich für das Bundesfinale qualifiziert hatte und Achter wurde (zweiter Satz abgebrochen). Können Sie sich an ihn noch erinnern?
Ich weiß nicht mehr viel über ihn. Ich glaube mich jedoch zu erinnern, dass sein Spiel um Platz acht im zweiten Satz abgebrochen wurde, da er von seinem Trainer oder Vater – sagen wir mal so - wegen „besonders sportlichem Verhalten“, aus dem Turnier genommen wurde.

1983/84 wurden die mini-Meisterschaften ins Leben gerufen – wie sind Sie damals darauf aufmerksam geworden und was gab den Ausschlag, daran teilzunehmen?
Da meine beiden Eltern zu diesem Zeitpunkt aktive Tischtennisspieler waren und ich von klein auf oft bei Tischtennisturnieren der Eltern dabei war, begann ich irgendwann selbst mit diesem Sport, allerdings nicht im Verein. Nachdem dann dieses Turnier ins Leben gerufen wurde und meine Eltern davon erfuhren, fragten sie mich, ob ich daran teilnehmen möchte.

Wie ging es danach weiter?
Ich habe noch etliche Jahre aktiv Tischtennis beim TV 1860 Weißenburg gespielt, sowohl in der Jugendmannschaft, durch Altersfreigabe auch als Jugendliche bei den Damen und letztlich in der Damenmannschaft. Darüber hinaus spielte ich in der Schulmannschaft des Gymnasiums und nahm auch regelmäßig an Turnieren teil.

Irgendwann habe ich parallel mit Tennis angefangen und nachdem ich mich dabei gar nicht so ungeschickt angestellt habe, begann ich auch hier als Turnierspielerin. Irgendwann haben sich die Turniere überschnitten. Die Endrunden der Tischtennisturniere zogen sich bis in den April/Mai hinein. Da begann aber bereits die Tennissaison, so dass ich mich, wollte ich die jeweilige Sportart effektiv betreiben, für eine der beiden Sportarten entscheiden musste. So tauschte ich Anfang der 90er die kleinen weißen Zelluloidbälle irgendwann ganz gegen die gelben Filzkugeln ein.  

Wie ich anhand unseres Mitgliederverzeichnisses herausgefunden habe, spielen Sonja (14) und Felix Höhn (12) bei der SpVgg Weiboldshausen (Mittelfranken-Süd)…
Bei Sonja und Felix handelt es sich um die Kinder meines Bruders Thorsten. Meine beiden Jungs Tom und Jens Fiedler spielten aber auch aktiv Tischtennis. Auch sie begannen ihre Laufbahn über die mini-Meisterschaften. Aufgrund ihrer Kommunion konnten tatsächlich beide trotz Qualifikation leider am nächsten Entscheid nicht teilnehmen, was ich sehr schade fand. Aber beide spielten danach aktiv beim TSV 1860 Weißenburg und nahmen relativ erfolgreich an mittelfränkischen und bayerischen Meisterschaften teil.

Aufgrund der immer weiter schwindenden Anzahl an Jugendlichen, den Wegzug des Jugendtrainers und letztlich durch die Corona-Pandemie gab es irgendwann im Verein kein Jugendtraining und infolgedessen keine Jugendmannschaft mehr. Meine Jungs spielten schließlich als 12-/13-Jährige in den Herrenmannschaften mit. Dort senkten sie den Altersschnitt der durchschnittlich 40- bis 70-Jährigen zwar erheblich, Spaß hat es ihnen allerdings nicht wirklich gemacht und somit haben sie letztlich aufgehört und sich für neue Sportarten entschieden.

Wie beurteilen Sie Tischtennis allgemein und das Vereinsleben heute im Vergleich zu früher?
Tischtennis verliert in den Stadt- und Metropolregionen, also dort, wo es genügend Auswahl an Sport-und modernen Funsportarten gibt, an Attraktivität. In dörflichen Gegenden, wo es oft nur Fußball oder Tischtennis für Kinder und Jugendliche als Alternative gibt, können Vereine wohl noch genügend Nachwuchs für den Tischtennissport verzeichnen. Wenn ich bedenke, dass es, als meine Jungs mit Tischtennis begannen, einst drei Jugendmannschaften in einem Stadtverein in Weißenburg gab, von denen nach etwa zehn Jahren keine einzige mehr übrig ist, ist das wirklich sehr, sehr traurig. Der langjährige Vereinsvorsitzende des TSV 1860, ein ehemaliger Mannschaftskamerad und Freund meines Vaters sowie ehemaliger BTTV-Präsident Claus Wagner, würde sich ob dieser Entwicklung im Grabe umdrehen. Dieser negative Trend hängt meines Erachtens aber auch mit dem fehlenden ehrenamtlichen Engagement der Erwachsenen zusammen. Es engagieren sich einfach viel zu wenige Personen im Verein. Es sind immer die Gleichen, meist älteren Jahrgangs, und versuchen, Tischtennis am Leben zu halten.

Beruflich sind Sie als Konrektorin an einer Grundschule tätig. Welche Rolle spielt in Ihren Augen Tischtennis im Schulsport?
Ich arbeite als Konrektorin an einer Grund- und Mittelschule und muss leider sagen, dass Tischtennis im Schulsport nahezu überhaupt keine, oder wenn dann nur eine sehr untergeordnete Rolle spielt. Früher konnten die Schüler Tischtennis noch als Arbeitsgemeinschaft am Nachmittag belegen. Heute können durch das enge Stundenbudget solche Arbeitsgemeinschaften kaum noch angeboten werden und wenn, dann entscheiden sich Schüler auch hier lieber für Sportarten wie Basketball, Bewegungskünste oder Mountainbiken.

Das Bundesfinale in Beratzhausen, zugleich "Finale Dahoam"
Anke Höhn-Fiedler 40 Jahre später.
Höhn-Fiedler (ihre Initialen stehen über ihrem Kopf) lauschte vor 40 Jahren aufmerksam den Ausführungen von Charles Roesch, dem ehemaligen Bundestrainer (1983 bis 1989), der 2015 im Alter von 93 Jahren gestorben ist
So sahen die Logos damals aus.
Das Programmheft zum Bundesfinale 1984.
Fein säuberlich wurden alle Ergebnisse notiert
Das Trikot zur Bundesfinale-Premiere.

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